War & Peace 1618:1918

Schon immer waren Zeiten des Krieges auch Feiern des Überlebens: ein Tanz auf dem Vulkan, der sich immer wieder in Musik seine Bahn brach. Lebenslust und Seelenschmerz – ungemein stark und ambivalent zugleich ist das Lebensgefühl im Dreißigjährigen Krieg, dem sich Dorothee Mields und das Berliner Originalklang-Ensemble Lautten Compagney jetzt in bewegenden Liedern widmen. Mit Songs von Friedrich Holländer und Hanns Eisler schlagen sie zugleich einen spannungsvollen Bogen in die Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Konzept und Idee dieses mit „War & Peace – 1618:1918“ betitelten Programms stammen von Ensembleleiter Wolfgang Katschner. Zudem präsentiert sich bei dieser facettenreichen Aufnahme die vielfach preisgekrönte Alte Musik-Sopranistin Dorothee Mields von musikalisch ganz neuen Seiten.

Vier Kapitel umfasst „War & Peace“, die musikalisch vom Lebensgefühl der jeweiligen, von Krieg und Zerstörung gebeutelten Epochen erzählen. Mit „Angst“, „Katastrophe“, „Vergänglichkeit“ und „Sehnsucht“ sind die vier Abschnitte überschrieben. Und ihre Titel spiegeln sich in den ausgewählten Liedern und Songs aus dem frühen 17. und frühen 20. Jahrhundert wider. Da wechseln sich Klagegesänge, aber auch Instrumentalstücke etwa der großen Barockkomponisten Heinrich Schütz, Andreas Hammerschmidt und Samuel Scheidt mit eher leichteren, dennoch melancholischen Songs von Friedrich Holländer und Hanns Eisler ab, die im Berlin der 1920er Jahre wirkten.

Von der Zerrissenheit in nachkriegsbewegten Zeiten sprühen ihre Lieder. Zugleich sind sie aufmüpfig und scharfzüngig. Und dennoch singt bei Holländer und Eisler immer der Zweifel mit, verblasst der Glanz der goldenen Zwanziger in der Vorahnung der braunen Dreißiger. Als nachdenklicher Klangfaden durch das Programm erweisen sich außerdem die eingestreuten, bittersüßen Klavierstücke des Franzosen Erik Satie, die ebenfalls Bo Wiget nun für die Lautten Compagney arrangiert hat.

Zeitlose und gernzenlose Erzählung … Was die Musik aus verschiedenen Epochen und Gattungen zusammenhält, das ist zum einen das stilistisch einheitliche Arrangement, der Schweizer Komponist Bo Wiget hat es erstellt. Es ist aber auch die Stimme von Dorothee Mields. Sie trägt die barocken Lamentationen mit derselben Leidenschaft vor wie einen atonalen Eisler-Song. hr2 Kultur